Ungefähr fünf Millionen Arbeitnehmer haben in den letzten Jahren laut dem Umfrageinstitut Gallup innerlich bereits gekündigt – und schuld seien vor allem schlechte Führungskräfte. Das ist eine harte Bilanz und wir wollen herausfinden, was dran ist an dieser Aussage.
Doch fangen wir von vorne an: Menschen brauchen gute Beziehungen um glücklich und gesund zu sein. Das steckt bereits seit der Steinzeit in uns, denn alleine hätte kein Mensch damals überlebt. Die Gemeinschaft macht uns stark, lässt uns Erfolge feiern - zum Beispiel wenn wir ein Mammut erlegen- und gibt uns Sicherheit - nicht nur vor dem Säbelzahntiger. Damit diese Gemeinschaft funktioniert müssen Verlässlichkeit und Vertrauen als Basis bestehen. Die Qualität unserer Beziehungen entscheidet also darüber, ob wir uns sicher und wohl fühlen oder nicht.
Und was haben jetzt Säbelzahntiger und Mammut mit der heutigen Arbeitswelt zu tun?
Ganz einfach: Die meisten Menschen verbringen heutzutage den Großteil ihrer Zeit bei der Arbeit. Und somit besteht auch ihr „Tribe“ zur meisten Zeit aus Arbeitskollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten. Zwar erlegen wir nur noch selten gemeinsam Beute - doch Projekte oder teilweise hart erkämpfte Pitches brauchen nach wie vor eine effiziente Teamarbeit. Und damit diese funktioniert braucht es auch im Arbeitsalltag gute Beziehungen, die von Offenheit und Vertrauen geprägt sein sollten.
Durch diese Beziehungen entsteht letztlich auch die emotionale Bindung an ein Unternehmen. Ist diese allerdings schwach oder gar nicht erst vorhanden nimmt die Zahl der inneren und später auch der realen Kündigungen zu.
Doch welche Rolle haben nun die Führungskräfte in diesem Gesamtbild?
Führungskräfte haben durch ihr Verhalten einen großen Einfluss auf die Beziehungen zu ihren Mitarbeitern. Und somit auch auf die Bindung, denn diese wird oft im unmittelbaren Arbeitsumfeld erzeugt. Führungskräfte tragen einen entscheidenden Teil zur Unternehmenskultur und zum Unternehmenserfolg bei. Im Umkehrschluss heißt das, dass es bei Führung neben fachlicher Expertise immer auch um soziale Kompetenz geht. Und genau diese kommt im Arbeitsalltag oft zu kurz. Es geht zu oft um das Aufzeigen fachlicher Kompetenz, das Erreichen schneller Ergebnisse, Wettbewerb oder den eigenen Aufstieg. Stattdessen sollten Führungskräfte an Beziehungen und Bindungen arbeiten, weniger managen, mehr führen. Hin zu einem ergebnisorientierten Miteinander.
Es geht um die innere Haltung, um eigene Werte, die Förderung von Selbstverantwortung, Transparenz und Gestaltungsmöglichkeiten. Dann wandelt sich Führung von der reinen Aufgabenorganisation hin zu einem ergebnisorientierten Arbeiten.
Ein weiterer Baustein ist der Beziehungsaufbau durch Wertschätzung und Interesse. Durch Zuhören und aufmerksames Wahrnehmen dessen was der andere sagt. Und dadurch eigene Interpretationen und Bedürfnisse hinten anzustellen, nicht in die Vorwärtsverteidigung zu gehen um die eigene Meinung zu vertreten, sondern echtes Interesse an einer gemeinsamen Lösung zu haben. Fairness, Transparenz und Aufmerksamkeit sind wichtige Eigenschaften in der Führung.
Natürlich entwickeln sich diese Kompetenzen nicht von heute auf morgen. Sie verlangen von Menschen in Führungspositionen ständige Selbstreflexion, Geduld und eigene Weiterentwicklung. Angefangen bei der Kenntnis und dem Einsatz von essentiellen Führungstools zu Kommunikation, Mitarbeitermotivation oder Delegation bis hin zum Hinterfragen des eigenen Verhaltens und der eigenen Authentizität.
Einen ersten Schritt in diese Richtung geben dir unsere Hands-On-Tipps für Führungskräfte.
1. Sei authentisch!
Menschen fassen dann Vertrauen wenn sie ihr Gegenüber einschätzen können und sich auf Verhalten, Äußerungen und Taten verlassen können. Und wenn du auch in Konflikten Haltung bewahrst und in Krisen Zuversicht ausstrahlen kannst. Sei konsequent in deinem Führungshandeln, sodass die Personen in deinem beruflichen Umfeld einschätzen können, wie du dich wahrscheinlich verhalten wirst.
2. Sei kommunikativ!
Kommunikation ist die Basis jeder guten Beziehung. Sprich mit deinen Mitarbeitern, gib regelmäßig Feedback, äußere Lob und Kritik, um konkrete Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Viele Führungskräfte tun sich an diesem Punkt schwer, doch auch kritisieren, fordern, bitten und loben kann gelernt werden: Link zum Artikel
3. Sei aufmerksam!
Menschen wünschen sich Aufmerksamkeit und Wertschätzung, sie wollen gesehen werden. Dein Interesse gegenüber deinen Mitarbeitern sollte sich nicht nur auf ihre Arbeitsergebnisse beziehen. Es fängt bereits beim Zuhören in Gesprächen an und geht mit regelmäßigen Mitarbeitergesprächen weiter. Und ein ehrlich gemeintes „Wie geht es dir?“ kann ebenfalls die Beziehung verbessern.
4. Sei transparent!
Mitarbeiter wollen gehört und informiert werden, dann tragen sie eine Entscheidung auch mit. Erkläre deinem Team die Hintergründe für bestimmte Entscheidungen und stelle sie nicht nur vor vollendete Tatsachen. Gerade bei sensiblen Themen. Das heißt übrigens nicht, dass du dich für deine Entscheidungen rechtfertigen sollst. Doch wenn Mitarbeiter Beweggründe kennen, fällt es ihnen leichter Entscheidungen mitzutragen und sie fühlen sich respektiert.
5. Reflektiere dich selbst!
Es geht darum sich selbst zu hinterfragen und in der Rolle als Führungskraft kennen zu lernen. Was bedeuten meine Stärken und Schwächen für den Führungsalltag? Und wie beeinflusst mein Verhalten das der Mitarbeiter und andersherum? Es ist essentiell, dass Führungskräfte sich Zeit für die eigene Reflexion zu nehmen. Und zwar nicht nur einmal, sondern idealerweise in regelmäßigen Abständen.
6. Lerne zu delegieren!
Delegieren bedeutet, Verantwortung zu übertragen. Und das beinhaltet, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern vertrauen müssen. Beschließe kooperativ mit deinen Mitarbeitern was in welcher Qualität bis wann erreicht werden soll. Vereinbare einen Controlling-Termin in dem ihr gemeinsam schaut ob die vereinbarten Ziele erreicht wurden und was ihr tun könnt, falls es Abweichungen gibt. Lasse deine Mitarbeiter neue Dinge ausprobieren und Ideen entwickeln, auch wenn dabei Fehler passieren können.
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