Kritik formulieren als Führungskraft

Kritik formulieren als Führungskraft

Wann hast du das letzte Mal ehrliche Kritik gegeben? Viele Führungskräfte zögern, Kritik offen zu äußern – aus Angst, jemanden zu verletzen oder das Arbeitsklima zu belasten. Doch genau das Gegenteil passiert: Wenn du Kritik nicht aussprichst, bleiben Konflikte bestehen, Missverständnisse wachsen – und du verpasst die Chance, dein Team wirklich weiterzuentwickeln und eure Beziehungen zu stärken. Laut der Gallup-Studie State of the Global Workplace 2023 gehört fehlendes konstruktives Feedback sogar zu den größten Ursachen für Demotivation und geringe Mitarbeiterbindung.

In diesem Artikel erfährst du, wie du Kritik klar, respektvoll und lösungsorientiert formulierst, sodass sie bei deinem Gegenüber ankommt – und Veränderung möglich wird.

Doch zuerst klären wir noch ein wichtiges Thema, wenn es darum geht als Führungskraft konstruktiv zu kritisieren:

Warum es so schwer fällt Kritik zu formulieren

Ehrliche Rückmeldung gehört zu den wichtigsten Führungsinstrumenten. Trotzdem scheuen viele davor zurück, da sie Angst haben, ihr Gegenüber zu verletzen. 

Vielleicht kennst du das selbst auch: Du ärgerst dich über ein Verhalten, willst es ansprechen – und suchst dann nach den „richtigen Worten“. Das Resultat: Am Ende wird dein Feedback so weich verpackt, dass die Botschaft gar nicht ankommt. Dann wird aus “Mich stört, dass du in unserem Gespräch ständig auf dein Handy geschaut hast.” eher so etwas wie “In Zukunft wäre es toll, wenn wir uns alle auf das Gespräch konzentrieren.” Dein Gegenüber fühlt sich dadurch nicht angesprochen und denkt, alles sei in bester Ordnung. Somit bleibt das Problem ungelöst und du bleibst frustriert zurück und ärgerst dich im Zweifel noch mehr über die Person. 

Die gute Nachricht: Kritik formulieren kann man lernen

Kritik muss weder hart noch verletzend sein. Wenn du sie richtig formulierst, wird sie konstruktiv, lösungsorientiert und wertschätzend und bietet eine Lösungsidee für beide Seiten – ohne persönlich zu werden oder zu verletzen. Und das ist keine Kunst. Es ist eine Führungsfertigkeit, die du lernen und trainieren kannst. Natürlich wird es sich am Anfang ungewohnt anfühlen, doch mit der richtigen Struktur gelingt es dir, Kritik so zu äußern, dass sie verstanden, angenommen und umgesetzt wird. Und so geht’s: 

Der 5-Schritte-Plan, um Kritik konstruktiv zu formulieren

1. Beschreibe die Fakten

Starte immer mit einer konkreten Beobachtung – frei von Bewertung oder Interpretation und nur auf das Verhalten bezogen, dass du kritisieren möchtest.
„Du hast im Meeting dreimal dein Handy benutzt.“

Das sorgt für Klarheit und verhindert, dass dein Gegenüber in die Defensive geht.

2. Erläutere die Auswirkungen

Mach deutlich, welche Konsequenzen dieses Verhalten hat.
„Dadurch wirkst du unaufmerksam, und das Team verliert den Faden.“

So versteht dein Gesprächspartner, warum du die Kritik äußerst.

3. Teile deine Emotionen

Sag offen, wie du dich in dieser Situation fühlst – ohne Vorwurf.
„Ich fühle mich respektlos behandelt, wenn ich merke, dass du nebenbei Mails liest.“

Das schafft Nähe und Authentizität – beides wichtig, um Vertrauen zu bewahren.

4. Formuliere eine klare Bitte

Jetzt kommt der lösungsorientierte Teil. Sag, was du dir zukünftig wünschst.
„Bitte leg dein Handy während der Meetings beiseite.“

So wird aus Kritik kein Angriff, sondern ein konkreter Verbesserungsvorschlag.

5. Frage nach der Bereitschaft

Schließe dein Feedback mit einer Rückfrage:
„Kannst du dir vorstellen, das künftig so umzusetzen?“

Damit signalisierst du Dialogbereitschaft – und öffnest den Raum für gemeinsames Verständnis.

Dasselbe Prinzip hilft dir übrigens auch, wertschätzendes Feedback zu formulieren.
Denn wer Kritik gut äußern kann, sollte auch Lob bewusst und strukturiert einsetzen – das stärkt Motivation und Vertrauen im Team.

Wenn du die ausführliche Anleitung zum 5-Schritte-Plan mit Beispielen und einem Worksheet möchtest, kannst du sie hier herunterladen:

Fazit: Kritik formulieren ist Führungsarbeit

Ehrliche, wertschätzende Kritik zu formulieren ist keine unangenehme Pflicht – es ist ein entscheidender Teil guter Führung.
Wenn du lernst, Kritik klar, empathisch und lösungsorientiert zu äußern, förderst du nicht nur die Entwicklung deiner Mitarbeitenden, sondern auch dein eigenes Wachstum als Führungskraft. Genau dieses Wachstum ist natürlich auch ein Weg der persönlichen Weiterentwicklung. Vielleicht fällt es dir momentan noch schwer ehrliche Kritik zu äußern, wenn du dich über Kolleg:innen oder Mitarbeitende ärgerst. Oder es ist umgekehrt und du tust dich schwer damit Kritik anzunehmen ohne dich persönlich angegriffen zu fühlen. Wenn du diese Themen gerne angehen möchtest und dir Unterstützung wünschst, lass’ uns darüber sprechen. In einem kostenlosen Erstgespräch schauen wir gemeinsam, wo du ansetzen kannst, um souverän Feedback zu geben und mit Kritik umzugehen. 

Und wenn du noch tiefer in die Themen Führung, Teamarbeit und Kommunikation einsteigen möchtest, empfehlen wir dir diese Artikel auf unserem Blog:

Klare Kommunikation als Führungskraft

Psychologische Sicherheit in Teams stärken

Kommunikation im Team verbessern

Häufige Fragen zum Thema "Kritik formulieren"

Wie kann man Kritik formulieren, ohne jemanden zu verletzen?

Indem du dich auf das Verhalten statt auf die Person konzentrierst. Nutze Ich-Botschaften („Ich habe wahrgenommen…“) und beschreibe, was du dir künftig wünschst. So bleibt deine Kritik sachlich und respektvoll.

Wie formuliere ich als Führungskraft konstruktive Kritik?

Konstruktive Kritik bedeutet, Verhalten zu spiegeln und Lösungen anzubieten. Beschreibe Fakten, erkläre Auswirkungen, teile deine Gefühle, formuliere eine Bitte und frage nach Zustimmung – das ist der 5-Schritte-Plan für souveräne Kommunikation.

Was ist der Unterschied zwischen Kritik und Feedback?

Kritik fokussiert auf ein konkretes Verhalten, das verbessert werden kann. Feedback umfasst sowohl Lob als auch Kritik und dient der Weiterentwicklung. Beides sollte ehrlich, zeitnah und respektvoll sein.

Wie oft sollte man Feedback geben?

Regelmäßiges, situatives Feedback ist ideal. Warte nicht auf Jahresgespräche – gib kurze Rückmeldungen im Alltag. So schaffst du Vertrauen und eine offene Feedback-Kultur im Team.

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